Bonattis Tal der Hässlichen ist eines der merkwürdigsten Bücher, die mir je be-gegnet sind. Es beschreibt die Reise durch ein ringförmiges Tal; aber es ist kein geographisches Buch. Es ist darin von seltsamen Talbewohnern die Rede; aber es ist kein ethnologisches Buch. Es werden sonderbare Riten und Kulthandlun-gen beschrieben; aber es ist kein religionswissenschaftliches Buch. Es ist rand-voll von seelischen Erfahrungen; aber es ist kein psychologisches Buch. Es ist dies alles ebenso wenig, wie etwa Saint-Exupérys ‚Stadt in der Wüste‘ ein geographisches, ethnologisches, religionsgeschichtliches oder psychologisches Werk ist, und doch liegt in beiden Werken das Wesentliche all dieser Bereiche eingeschlossen, ist in den vielfältigen Kosmos eingegangen, der sich in ihnen und aus ihnen offenbart. Es ist das unentwegte Umkreisen einer verlorenen Mitte! Die Unwirklichkeit der Szenerie wird zum Spiegelbild einer Wirklichkeit, der wir mit allen trügerischen Effekten unseres technischen Fortschritts aus-weichen wollen. Die Perlenkette der einzelnen Kapitel wird zu einem fort-schreitenden Psychogramm einer Seele, die ihren Standort zwar kennt, aber dessen Position für die objektive Festlegung der geforderten Koordinaten nicht mehr bestimmen kann – einer Seele, die hofft und zugleich fürchtet, ins eigene Fadenkreuz zu gelangen, im Brennpunkt der Selbsterkenntnis zu zerschmelzen und diese Suche dennoch auf sich genommen hat, in der Hoffnung, dem unbe-kannten Feuer standhalten zu können…