Das Danaergeschenk

Dieses Buch ist ein Experiment – dadurch, dass hier sehr persönliche, scheinbar durchwegs ich-bezogene Texte veröffentlicht sind.

Dieses ‚analytische Buch‘, analytisch im Sinne des permanenten Versuchs, dem dichterischen Prozeß nachzuspüren, scheint uns ein notwendiges Buch, das nicht nur, aber vor allem dem schöpferisch engagierten Menschen unsrer Zeirt zu größerem Verstädnis der eigenen Position verhelfen kann…

Wer diese Texte liest, wird immer wieder feststellen, daß der Autor an ent-scheidenen Stellen entweder hinter dem eigenen Ich zurückbleibt und ins All-gemeingültige vorstößt, oder, in Hervorkehrung des Ichs, die letzte Verantwor-tung übernimmt. Es handelt sich also um ein ‚verfremdetes Ich‘, das vielfach stellvertretend für die Allgemeinheit steht – jene, die noch zur Reflexion und Kommunikation fähig ist und sich im Autor wiedererkennt: an ewig gleichen Grundsituationen und ‚Archetypen‘ – letztlich jedoch in der Frage und Suche nach  G o t t ,  die eigentliches, im  Grunde einziges Anliegen des Autors ist…

Bonatti gehört jener skeptischen Generation an, die den Zerfall der geistigen, re-ligiösen und kulturellen Werte, den Miß-brauch und Ver-brauch unserer Zivili- sation besonders schmerzlich empfindet und sich auf den Weg gemacht hat, die Kulturlüge der Zeit zu entlarven. Er ist einer unserer sprachbesessenen, mit ba-rockem Erbe belasteten Dichter, dem Wahrheit und das rechte Wort größtes An-liegen sind. Mit scharfer Beobachtung unserer wechselhaften geistigen und menschlichen Situation, mit psychologischer Skurrilität und Groteske will er das Hintergründige aufzeigen. Sein Weltbild, ein scharf durchdachtes, engagiertes Christentum, ist voll von mystischen Bezügen (nicht ohne die Zweifel) und mit viel religiös bestimmter Soziakritik behaftet. In Stil und Methode, aber auch im Lebensgefühl Kafka verwandt, teilt er allerdings nicht dessen hoffnungslosen Pessimismus. Seine Wortspiele, die stoßenden Assoziationen, psychologischen Effekte und halben Sätze (z. B. in Diagnose 20/08)’71), die experimentelle Sprache (Wortumstellungen), das Experiment auch in Aufbau und Technik des Erzählens (etwa die kurzen wissenschaftlich-definitiven Einschübe, der Sekun-denstil, die Plastizität der Gedankenbilder, die Brechungen und Untertbrechun-gen) ergeben, im Ganzen betrachtet, etwas Surrealistisches – und Originelles. Würde man einen Vergleich mit der Malerei ziehen, so käme Bonatti am ehesten Hieronymus Bosch oder der heutigen Richtung des ‚Phantastischen Realismus‘ nahe.  In allem bemüht, die Größe des Göttlichen transparent zu machen, sucht er für den Menschen unserer Zeit neue Chancen…